dat häss de och keinten mei kleng posten
Flatrate-Internetzugänge bald nicht mehr rentabel?
Übereifrige Surfer, die gewaltige Datenmengen aus dem internet herunterladen, gefährden die Geschäftsmodelle der Luxemburger Breitband-Anbieter. Das Postunternehmen will zum 1. Juni sein Preismodell für LuxDSL-Internetzugänge ändern.
Letzte Aktualisierung: 23-05-2003 16:47
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(mth) - Statt der Zeit- und Datenvolumenunabhängigen Abrechnung ("Full Flatrate"), die das Postunternehmen bisher anwandte, soll ab Anfang Juni nur noch eine volumenbegrenzte Flatrate angeboten werden. Oberhalb von 10 Gigabyte, die in der Grundgebühr enthalten sind, fallen in Zukunft pro zusätzlichem Megabyte 0,30 Cent an.
Die Entscheidung fiel nach Aussage des Postunternehmens wegen des Verhaltens bestimmter Abonnenten, die permanent riesige Datenmengen aus dem Netz heruntergeladen hatten . Die "schwarzen Schafe" unter den Surfern haben offenbar durch intensive Nutzung von Filesharing-Tools, mit denen sich Videos und Musik downloaden lassen , monatlich Datenvolumen von weit über 100 Gigabyte erreicht. "Es geht um die Verfügbarkeit und Betriebssicherheit unseres Netzes," so P&T-Pressesprecher Olivier Mores, der beklagt, dass die exzessive Download-Wut die Bandbreiten-Ressourcen des LuxDSL-Dienstes zu erschöpfen drohte. "Es kann nicht so sein, dass eine Minderheit von Nutzern auf Kosten der anderen ihre Spielchen treibt," sagt Mores.
Das Problem der Internet-Provider liegt darin, dass die "Power-Sauger" die Rentabilität ihres Zuganggeschäftes bedrohen. Um allen Nutzern die versprochene - und bezahlte - Bandbreite zu liefern, darf das Netz nicht permanent überlastet sein. Die Auslastung der Leitungskapazitäten beim Provider soll idealerweise nicht über 60 Prozent liegen. Die restliche Bandbreite dient als Reserve, um den zu Spitzenzeiten auftretenden Datenverkehr aufzufangen. Falls diese Grenze durch große Downloads permanent überschritten wird, muss der Provider zusätzliche Kapazitäten auf seinen Leitungen bereitstellen. Da die Hochleistungs-Datenleitungen , über die der Provider den Datenverkehr ins Internet weiterleitet (die so genannten "Backbones") jedoch sehr hohe Kosten verursachen, kann so schnell die Preiskalkulation des Providers durcheinander geraten.
Auch die Konkurrenz von Bamboo/Cegecom beschränkt die DSL-Downloads ihrer Kunden, allerdings auf weniger offizielle Weise als das Postunternehmen. Laut Unternehmenssprecher Georges Muller gebe es ein "empfohlenes Datenvolumen" pro Monat, der je nach DSL-Geschwindigkeitsstufe zwischen einem und 10 Gigabyte liege. Systematische Download-Sünder würden individuell angeschrieben, wenn es Probleme gebe , so Muller. Konkrete Probleme mit riesigen Downloads habe man bei der Cegecom bisher nicht gehabt. Auf der Webseite von Bamboo ist nichts von den Begrenzungspraktiken zu lesen, so dass der Eindruck entsteht, es handele sich um eine "echte" Flatrate - eine Unterlassung, die laut Muller jedoch bald behoben werden soll.
Die letzte Flatrate
Der einzige Provider, der momentan noch eine volumenunabhängige Flatrate in Luxemburg anbietet, ist Visual Online. "Wir bleiben vorerst bei unserem derzeitigen Abrechnungsmodell," so Unternehmensgründer Claude Schuler. "Falls sich jedoch in Zukunft herausstellen sollte, dass das Modell nicht mehr rentabel ist, werden wird nachziehen müssen." Viele LuxDSL-Kunden seien nach der Ankündigung der neuen Preisstrukturen zu Visual Online übergewechselt, so Schuler. Momentan gebe es jedoch noch keine Probleme mit Übertragungskapazitäten , da Visual Online über einen eigenen Anschluss an das Backbone von UUNET/Worldcom verfüge. Zusätzlich seien die Übertragungskapazitäten zum Netz des Postunternehmens, mit 51 Prozent des Kapitals am Unternehmen beteiligt ist, erhöht worden.